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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Co-Creation und Partizipation?
06.06.2024 | Methoden

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Co-Creation und Partizipation?

Wir sprechen in unseren Projekten viel von partizipativen Entwicklungsprozessen, Teilhabe, Mitgestaltung, Co-Creation. Zeit für einige Erklärungen. Unsere zwei Projektleiterinnen Simone Meyer und Corin Meier haben schon so einige Workshops geleitet und standen Red und Antwort.

Ein Modell sagt, Co-Creation sei die Spitze der Partizipation. Simone, kannst du das erklären?

Simone: Gerne. Partizipation kennt verschiedene Formen. Manchmal geht es nur darum, zum Beispiel die Bevölkerung über ein Vorhaben zu informieren. Das ist bereits eine erste Stufe. Weiter geht es dann, wenn zum Beispiel ein Quartierverein in einem raumplanerischen Prozess mitreden darf. Co-Creation entsteht dann, wenn vom Projekt betroffene Personen die Lösungen mitgestalten dürfen und im Idealfall auch bei der Umsetzung beteiligt sind.

Dann ist Co-Creation ein partizipativer Ansatz. Wann kommt dieser denn zum Einsatz?

Corin: Ganz grundsätzlich macht man partizipative Prozesse, um die Lösungen möglichst breit abzustützen. Wer mitreden oder gar mitgestalten darf, der oder die trägt oder akzeptiert auch die Ergebnisse besser. Co-Creation als Methode ist ursprünglich in der Produktentwicklung zuhause. Und auch wir setzen sie dann ein, wenn konkrete Massnahmen entwickelt werden sollen.

Kannst du ein Beispiel geben?

Corin: Klar. Die Smart Recycling Factory liegt in Nordrhein-Westfalen und will zur Deponie der Zukunft im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden. planval organisierte dafür eine Ideenwerkstatt innerhalb des Innovationsnetzwerks. Wir haben dazu Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen in sogenannte Stoff-Gruppen (z.B. Textilien, Kunststoff, Biomasse, etc.) eingeteilt und sie haben dann Ideen und konkrete Prototypen für den Deponiestandort entwickelt. Das war äusserst ergiebig und spannend, da dahinter konkrete Geschäftsmodelle stehen und die Nutzung der Deponieflächen dadurch definiert werden kann!

Simone, wie kommt Co-Creation bei dir zum Einsatz?

Simone: Das kommt immer auf den Spielraum und die Ziele des Projekts an. Bei einem aktuellen Projekt kombinieren wir klassische Methoden der Partizipation mit Co-Creation. Verschiedene Szenarien, wie sich das Areal der Bahnaue Laupen  entwickeln könnte, haben wir in Co-Creation-Workshops mit einer Begleitgruppe mit verschiedenen Stakeholdern aus Laupen erarbeitet, besser: gestaltet. Zu den entwickelten Massnahmen holen wir nun bei der Bevölkerung von Laupen im Rahmen einer Onlineumfrage Rückmeldungen ab, welche wiederum in das finale Entwicklungsszenario einfliessen werden. Wenn es eine konkrete neue Lösung, ein neue Massnahme, ein neues Produkt oder hier eben ein neues Szenario braucht, dann kommt dieser ergebnisoffene Co-Creation-Prozess zum Einsatz. 

Was gilt es bei einem solchen Workshop zu beachten?

Corin: Ich finde es sehr wichtig, dass die Gruppe möglichst divers ist. Das gibt breit abgestützte und bessere Ergebnisse.

Simone: Absolut. Es lohnt sich vorab zu überlegen, wie verschiedene Zielgruppen für die Teilnahme an einem Workshop mobilisiert werden können und in der Moderation auf die jeweilige Gruppendynamik einzugehen.

Corin: Das stellt aber auch Herausforderungen. Es ist dann unsere Aufgabe, dass nicht nur die „lauten“ oder immer dieselben Personen zu Wort kommen. Da gibt es auch Methoden wie stilles Brainstorming oder die digitale Eingabe von Ideen, um dem entgegenzuwirken. 

Weitere Tipps?

Corin: Erwartungshaltung managen. Das erscheint mir sehr wichtig. Was passiert mit den Resultaten, wem gehören sie, wie werden sie kommuniziert, wer ist verantwortlich? Eine klare Kommunikation ist hier das A und O. So können realistische Vorstellungen erzeugt werden.

Simone: Genau. Und ein strenger Timekeeper sein. Manchmal fällt es den Leuten schwer, Aufgaben stehen zu lassen und weiterzugehen. Aber auch solche co-kreativen Workshops brauchen ein klares Timing, sonst verliert man sich und steht am Ende mit wenig da.

Gefällts den Teilnehmenden eigentlich jeweils?

(beide lachen)

Simone: Ja, also der Einstieg braucht für viele etwas Überwindung, sich auch spielerischen Methoden hinzugeben und sie sind etwas gestresst, in kurzer Zeit zum Beispiel Prototypen oder Modelle zu erarbeiten. Aber der Stress gehört etwas zum Spiel.

Corin: Stimmt, ich schau da jeweils auf ein gutes Warm-up, das hilft. Es ist dann auch unser Job, den Leuten Sicherheit zu vermitteln. Den meisten gefällt es dann sehr gut und sie schätzen es, sich auch mal auf eine andere Art kennen zu lernen. 

Was gilt es in einem Co-Creation-Prozess aus eurer Sicht besonders zu beachten?

Simone: Wenn man die Leute mitreden und mitgestalten lässt, dann bringt dies Verantwortung mit sich. Der Rahmen muss gut abgesteckt werden. Da sind wir wieder bei der Erwartungshaltung. Inputs sollten ernst genommen werden, auch wenn nicht alle Ideen weitergetragen oder realisiert werden können. Es ist wichtig, bei den teilnehmenden Personen Transparenz über diesen Prozess zu schaffen.

Corin: Ja genau und die Verantwortung geht auch noch weiter. An solchen Workshops wird oft angeregt diskutiert. Es ist dann unsere Aufgabe, diese wertvollen Gespräche nach Möglichkeiten zu verschriftlichen, sonst sind sie schnell vergessen. 

Führt ihr solche Workshops eigentlich auch online durch?

Corin: Ja, da sind wir inzwischen ziemlich geübt und haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Da gibt es hilfreiche Tools, wie zum Beispiel miro.

Danke fürs Gespräch und viel Erfolg bei allen weiteren Co-Creation Projekten!

Ein guter Überblick und Klarheit sind essenzielle Grundlagen für jedes Projekt.

Möchten Sie mehr erfahren oder steht bei Ihnen eine ähnliche Aufgabe an? Lassen Sie uns darüber reden.

Simone Meyer

Innovatives Denken gestaltet unsere Zukunft.

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Corin Meier

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