Smart Recycling Factory – ein neuer Innovationsstandort für Kreislaufwirtschaft
Ein Innovationshub für Kreislaufwirtschaft und zirkuläre Geschäftsmodelle? Genauso ist es: Das zukunftsweisende Projekt Smart Recycling Factory (SRF) transformiert den Deponiestrandort Pohlsche Heide in Nordrhein-Westfalen im Laufe der nächsten Jahre in einen überregionalen Innovationsstandort für die profitable Nutzung von vermeintlichen Abfällen.
Nur Schrott und Abfall – oder doch viel mehr? In vielen Bereichen müssen wir neu denken und wirtschaften, insbesondere als Antwort auf knapper werdende Rohstoffe, Versorgungsengpässe und den Klimawandel. Einen wichtigen Beitrag leistet das Modellprojekt Smart Recycling Factory. Die Deponie im Landkreis Minden-Lübbecke soll nicht nur zum Umschlagplatz für recycelte Materialien und frisch aufbereitete Produkte, sondern auch ein Ort neuer Ideen und Innovationen für eine Kreislaufwirtschaft der Zukunft werden. Neue Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle sollen durch intensive Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft entstehen.
Projektstart 2022
Seit Sommer 2022 unterstützt planval die konzeptionelle Phase des Projekts Smart Recycling Factory. In einem «Design Sprint» mit fünf Workshops von Juni bis September entwickelten zehn Teams konkrete Projektideen zu den Themenfeldern der SRF: Kunststoffe, Elektronikschrott, Glas, Metall, Textilien, Holz, Biomasse, Klärschlamm und Abwasser, erneuerbare Energien, Automatisierung und Robotik. Der Innovationsansatz Design Thinking ermöglichte es, in kurzer Zeit aus ersten Ideen sicht- und greifbare Ergebnisse zu machen. An den Holz- und Ressourcentagen Ende August präsentierten die Teams vor mehreren tausend Besucher:innen erstmals ihre Prototypen.
Aktuell
Dieses Jahr setzt planval die co-kreative Arbeit fort. Am 13. März 2023 kamen in Minden über 60 hochmotivierte Menschen zusammen, um die Projektentwicklung voranzutreiben. Nach der Eröffnung durch den Landrat und der Vorstellung der Baupläne durch das Berliner Architekturbüro ging es in die nächste Runde Design Thinking. Corin Meier und Thomas Probst coachten sowohl die bestehenden Teams bei der Ausarbeitung ihrer Projekte als auch die vielen «Newcomer» bei der Entwicklung neuer Ideen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Das Portfolio ist nun auf 18 Projekte gewachsen. Vom Aufbau eines Textilkreislaufs mit Pfandsystem über ein regional-digitales Materialkataster für Baustoffe bis hin zur Vermittlung von Rohstoffkreisläufen in Form einer mit Events bespielbaren Recycling-Waldbühne: Der Kreativität waren kaum Grenzen gesetzt. Mit diesen Projekten füllen alle Beteiligten das Grossprojekt mit Leben – die renommierten Hochschulen, die etablierten Unternehmen, die Startup-Szene und auch wir von planval. Mit dieser Brücke zur investiven Phase wartet nun die nächste Herausforderung: die Akquise von Fördermitteln in zweistelliger Millionenhöhe für den Bau der neuen Infrastrukturen auf der Pohlschen Heide.
Kreislaufwirtschaft in der Schweiz
In der Schweiz wird zwar bereits viel Energie in die stoffliche Verwertung gesteckt, also in die Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall, z.B. Produktion von neuem Glas aus Scherben, Einschmelzen von Eisenschrott oder Herstellen von Recycling-Baustoffen aus Bauabfällen. Aber erst ein kleiner Teil der nicht mehr gebrauchten Produkte wird repariert, ergänzt oder aufgefrischt. Der Grossteil der «Abfälle» wandert nach wie vor in Kehrichtverbrennungsanlagen; die freigesetzte Wärme wird zur Beheizung von Gebäuden genutzt oder in Strom umgewandelt. Gäbe es nicht auch bei uns grosses Potenzial, die Kreislaufwirtschaft - insbesondere die "shorter cycles" wie Repair, Refurbishing und Remanufacturing - an einem Experimentier- und Innovationsstandort voranzutreiben? Haben Sie Ideen oder Anregungen? Melden Sie sich gerne bei Thomas Probst oder Corin Meier!
Witerführende Links
Projektbeschreibung Smart Recycling Factory Zeitungsartikel Mindener Tageblatt Smart Recycling Factory: Prototyping für Fortgeschrittene Holz- und Ressourcentagen 2022 Website Smart Recycling Factory Bildnachweis Fotos im Visual: ©Anja Schubert